UMFANG
Bei den 6 laufenden Meter Schriftgut aus der Zeit von 1828 bis 1951 handelt es sich größtenteils um Betriebsbücher, die einen nahezu vollständigen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens bieten. Ebenfalls sehr umfangreich ist der Teil der betrieblichen Korrespondenz. Das außerbetriebliche Schriftgut des Bestandes G. F. Ulex Nachfahren erlaubt einen begrenzten Blick auf den Privatmann A. B. Cronemeyer, auf seine Zeit als Reichstagsabgeordneter und das mildtätige Engagement der Familie.
INFORMATIONEN ZUM BESTAND
Das Gründungsdatum der Firma Ulex ist nicht belegt. Um 1770 erscheinen die Namen einzelner Mitglieder der Firma Ulex im Zusammenhang mit der von der Ostemündung ausgehenden Walfängerei. Der spätere Eigentümer A. B. Cronemeyer datiert die Gründung der Spirituosenfabrik auf das Jahr 1795, wobei er sich auf keinen schriftlichen Beleg stützen konnte. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist in dieser Zeit die Fabrikation im Zusammenhang mit dem Betrieb einer Neuhäuser Gaststätte zu sehen.
Anfänglich auch im Tabakhandel aktiv, gelangte das Unternehmen nach der Übernahme durch A. B. Cronemeyer ab 1850 zu wirtschaftlicher Blüte: Die Handelsbeziehungen des Unternehmens reichten von Frankreich über Nord- bis nach Südamerika. Hiervon zeugen vor allem die Unterlagen des Schoners "Johanne", der direkt zum Unternehmensvermögen gehörte. Aufgrund der Wirtschaftskraft seines Unternehmens hatte Cronemeyer auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Region. Sein geschäftliches Expansionsstreben wird u.a. auch durch Cronemeyers Engagement bei der Gründung und dem Aufbau der Cuxhavener Eisenbahngesellschaft deutlich. Politisch konnte Cronemeyer seine Interessen ab 1883 als Abgeordneter der Fortschrittspartei auch im Reichstag vertreten.
Das Unternehmen mußte Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem plötzlichen Tode zweier Söhne Cronemeyers, die die Firma übernehmen sollten, verpachtet werden. 1928 übernahm dann wieder die Mutter des jetzigen Eigentümers Kurt Schlichting, eine geborene Cronemeyer, die Geschäftsführung des Familienunternehmens, dessen Aktivitäten durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges nahezu zum Erliegen kamen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht die Fabrikation der Firma G. F. Ulex in der Veredelung von Spirituosen, die auch in der zum Unternehmen gehörenden Gaststätte angeboten werden. Die Firma Ulex ist die letzte von vormals 24 Spirituosenfabriken im Neuhäuser Raum.
ÜBERLIEFERUNG
Ursprünglich lagerte das Schriftgut der Familie Ulex auf dem Dachboden des Firmengebäudes "Bei der Kirche 1" in Neuhaus. Nach der Sichtung, Säuberung und groben Verzeichnung der Dokumente durch Holger Kuhne (Oberndorf) und Olaf Rennebeck (Neuenkirchen) entschlossen sich die Firmeneigner Kurt und Olaf Schlichting 1993 das Firmenarchiv dem Archiv des Landkreises Cuxhaven als Depositum zu übgeben. Im Familienbesitz verblieben sind einige, wenige Schriftstücke von persönlichem Wert.
Die archivische Ordnung des Schriftgutes ergibt sich aus den für die Mitte des 19. Jahrhunderts an geltenden Vorgaben für die Geschäftsbuchhaltung.
Hauptbücher 23 AE (1873-1951); Kassenbücher und Revision 18 AE (1878-1934); Rechnung(sbücher) 2 AE (1866-1904); Kontenbücher 13 AE (1873-1927); Warenumsatz 9 AE (1892-1940); Bestände und Inventur 32 AE (1866-1943);
Wertpapiere 3 AE (1877-1910); Versicherungen 2 AE (1891-1902); Schiffe 2 AE (1865-1873);
Korrespondenz 20 AE (1872-1951); Reichstagswahl 2 AE (1887-1891); Cuxhavener Eisenbahn Gesellschaft 1 AE (1878-1879);
Landschaftliche Brandkasse A-Z 2 AE (1949-1951); Vereine und Verbände 3 AE (1876-1933);
Register zum Annotationsbuch No. 5 1 AE (1828); Rechnungsbuch eines Uhrmachers aus Neuhaus 1 AE (1831-1851);